† Paul † – Ben vom Bergmannshaus

Unser Paulchen starb am 02. Januar 2012 und wurde 11 Jahre, 4 Monate und 19 Tage alt. Wer hätte das gedacht bei diesem hormongesteuerten Kraftpaket!!! Am Ende hat ihm diese Kraft gefehlt, denn die Nieren wollten schon seit einer Magendrehung nicht mehr mitmachen, die er mit 11 Jahren noch hatte. Und so wurde sein Körper durch die Vergiftung nach und nach immer schwächer.

Paulchen hat uns viel Freude bereitet, uns aber auch so manches Mal Nerven und – ich gebe es zu – viele Tränen gekostet. Er war super mit allen Menschen, doch bei Hundebegegnungen sah es ganz anders aus! Er war außerhalb unseres Grundstückes kaum führbar, zog, zerrte, riss uns an der Leine herum. Bekam fast Tobsuchtsanfälle, sobald wir nur von Weitem einen anderen Hund gesehen haben! Anfangs war es die Hölle.

Er kam im Alter von 1,5 Jahren zu uns. Vollkommen unerzogen und überhaupt nicht ausgelastet. Wir fanden ihn in der Notvermittlung und wir dachten eigentlich, es passt. Er sollte unser Gina außerhalb des Grundstücks Sicherheit geben – doch stattdessen bekamen wir mit ihm nun neben einer ängstlichen Hündin noch einen nicht führbaren Rüden dazu. Wir mussten hart, sehr hart daran arbeiten. Über das Zughundetraining und die damit verbundene Auslastung haben wir ihn nach und nach zu einem führbaren Hund gemacht, an dem man richtig viel Freude hatte. Er zog seinen Wagen unermüdlich. Auch auf Veranstaltungen war er nicht zu bremsen. Kinder ziehen, sich anschließend ordentlich durchknuddeln lassen – das war seine Welt!

Bald konnten wir ihn sogar auf Ausstellungen zeigen und als es dann auch mit der Körung (Zuchttauglichkeitsprüfung) geklappt hat, waren wir unendlich stolz!!! So kam es, dass er auch Papa werden durfte und wir später dann sogar von ihm einen Nachkommen in unsere Familie holen durften: Unser Babybärchen Captain Jack.

Die letzten Jahre war er einfach nur ein Schatz. Na ja, und wenn ein fremder Hund auftauchte, dann hat Paulchen uns das gerne lautstark mitgeteilt – Hey Paulchen – wir haben doch selber Augen im Kopf! Wer ihn allerdings schon länger kannte weiß – das war Paulchen quasi nur noch im Schonwaschgang. Da haben wir früher noch ganz andere Sachen mit ihm erlebt!

Als Andreas festgelegt hatte, dass wir Paulchen am 2. Januar gehen lassen müssen, war ich erst gar nicht einverstanden und hatte deshalb auch sofort mit unserer Tierkommunikatorin Heidegund Leithe Kontakt aufgenommen. Sie fragte Paulchen, ob er denn gehen möchte. Er meinte dann in seiner unvergleichlichen Art: ´Ja, ja, dreimal ja!!! Und dass sich sein Zustand nicht mehr mit seiner Würde vereinbaren lasse. Er wäre immer ein sehr stolzer Hund gewesen!!!´ Wir mussten ihm zu diesem Zeitpunkt drei Mal am Tag mit einem Katheter die Blase leer machen, weil er es alleine nicht mehr konnte seit einer Magendrehung-OP in der Nacht vom 3. auf den 4. Oktober 2011. Am letzten Tag brach er dann immer wieder nach nur wenigen Schritten zusammen. Der Zeitpunkt war also gekommen, so schwer es auch fiel. Ins Auto stieg er über die Rampe mit Andreas Hilfe dann aber doch noch alleine ein! Würdevoll eben bis zum Schluss – unser Paulchen…

Kurz davor hat er sich – wie könnte es anders sein – noch bellend von uns verabschiedet. Bevor wir zu unserer Tierärztin losfuhren, passierte nämlich Folgendes: Bei der allerletzten Fotoaktion vor dem Weihnachtsbaum fing er plötzlich an, sich noch einmal auf dem Rücken herumzuwälzen und lustig und vielleicht auch ein wenig genervt wegen der vielen Fotos, vor sich hin zu bellen. ´Hey, hört endlich auf, fahren wir los!!!` Und so hat er uns noch einmal alle unter Tränen zum Lachen gebracht! Paul ging unglaublich friedlich.

Abschied…

11 Stunden später musste Andreas ins Ausland starten: Ein halbes Jahr Afghanistan. Pauls größter Wunsch war es, sein Herrchen zu begleiten – und das tat er dann auch. Auf der Fahrt zum Flughafen hatte Andreas die ganze Zeit das Gefühl, Paulchens Kopf liegt auf seinem Schoß. Und so wird es wohl auch gewesen sein. Den Namen eines Schutzengels, der damals bei Andreas war, kannte ich also: Er war Paul. Und das hatte doch etwas sehr Beruhigendes und Tröstendes.

Viele Erinnerungen habe ich an diesen unglaublich stolzen Hund, der gerne auch mal ins Fettnäpfchen getreten ist. Er kann jetzt mit denen, die vor ihm gegangen sind, nach Herzenslust um die Wette kläffen und wird wohl auch mit seinem geliebten Hundewagen noch so manche Runde im Treptower Park drehen. Und vielleicht muss auch noch die eine oder andere Hundedame daran glauben.

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